Dr.Susanne Meinl ist Historikerin und hat u.a.am NS-Dokumentationszentrum in München gearbeitet. Sie wurde im Herbst 2011 gefragt, ob sie nicht die Recherche über die Bewohner der “Reichssiedlung Rudolf Heß” übernehmen wolle.
Im Verlauf der Recherche kam es zu einem Austausch mit dem BND, dem jetzigen Hausherrn in Pullach. Auch dort beschäftigt man sich mit der Geschichte der Siedlung.
Daher rührte auch der Kontakt zu Dr.Bodo Hechelhammer, der Mitarbeiter des BND ist und dort seit 2010 die Forschungs-und Arbeitsgruppe “Geschichte des BND” leitet.
Dieses tolle Buch verdanken wir Leser diesen beiden engagierten Forschern und Autoren.
Der Untertitel des Buches “Von der NS-Mustersiedlung zur Zentrale des BND” zeigt schon wie weit sich der Bogen im Buch spannt.
Ich hatte das grosse Glück, dass ich auf der Buchmesse in Frankfurt der Präsentation des Buches durch die Autoren und Zeitzeugen teilnehmen dürfte. Das geballte Wissen der Autoren hat mich nachhaltig beeindruckt, sodass ich das Buch einfach lesen musste.
Das Buch beginnt mit der Idee der Siedlung Sonnenwinkel in Pullach, die unter der Leitung von Martin Bormann verwirklicht wurde.
Es ist angereichert mit vielen Originaldokumenten. Die Autorin schildert eindrucksvoll die ganze Brutalität mit der Bormann und seine Leute ihre Idee verwirklichen.
Ebenso lernt man als Leser das Leben hinter den Mauern der NS-Siedlung kennen. Viele Hintergründe werden geschildert.
Die extrem gute Recherche fördert Fotos zutage, die uns sonst sicher verschlossen geblieben wären.
Auch bekommt man Einblick in die Familien der NS-Leute.
Noch gibt es Zeitzeugen, die Frau Meinl mit ihrem Input helfen konnten.
1945 wird der Sonnenwinkel als Kriegsgefangenenlager genutzt.
Ab etwa Mai 1945, und hier beginnt der Part von Dr.Hecehlhammer, übernehmen die Amerikaner diese Siedlung.
Anfang 1947 ziehen dort amerikanische und deutsche Geheimdienstmitarbeiter der Organisation Gehlen ein.
1956 entsteht aus der Organisation der Bundesnachrichtendienst, dessen Hauptsitz auch heute noch dort ist.
Der Autor arbeitet sehr exakt und interessant die Geschichte der Organisation Gehlen und deren Weg zum BND, wie er heute ist, auf.
Auch die unangenehmen Seiten der Geschichte werden nicht verschwiegen.
Der Präsident des BND bewohnt die Villa von Martin Bormann.
Da der BND das Gelände ja immer unter Verschluß hielt, gab es sicher auch mehr Gerüchte als nötig.
Diese Siedlung in Pullach wird immer den “Geruch” des Nationalsozialismus haben.
Auch im Teil von Herrn Hechelhammer finden sich wieder viele Dokumente der Zeitgeschichte, Fotos, etc.
Auch dieser Teil ist extrem gut recherchiert und trägt auch dazu bei, dass das Mysterium BND ein wenig entmystifiziert wird.
Am Schluß des Buches gibt es unendlich viele Quellenangaben für alle, die weiterlesen wollen.
Mein Fazit: Dieses Buch dokumentiert einen grossen Teil deutscher Zeitgeschichte. Den Autoren ist es gelungen diese schwierige Materie sehr informativ und gut bebildert aufzuarbeiten.
Danke für dieses Buch, das mich enorm beeindruckt hat. Und der grosse Geschichtsfan bin ich in der Familie nicht.